• 16. - 19. Januar 2025
  • Messe Wien

Profi im Endspurt: der Defender darf sich schon bald Reisemobil nennen

Im dritten Teil der Reportage setzt Nick Haydn, Gründer der „Endlos-Freisein-Manufaktur“ seine Pläne in die Tat um – ob alles so in seinen Defender passt, wie er sich das vorgestellt hat?

Im letzten Bericht hat er den Innenausbau des Defender detailliert in einem 3D Modell entwickelt und geplant. Nun geht es an die Umsetzung der Pläne. Tatkräftige Unterstützung beim Innenausbau bekommt er von Philipp, einem guten Freund und mittlerweile Geschäftspartner. 

So nützt man Dämmung um Kondenswasserbildung zu reduzieren

Bis auf die Fenster werden fast alle Flächen im Fahrzeug mit Dämmmaterial versehen. An den Flächen, die im nächsten Arbeitsgang isoliert werden sollen, muss das Fett wieder gründlich entfernt werden, damit der Kleber des flexiblen Dämmstoffs ideal am Blech haften kann. Dieser 9 mm starke Hochleistungsdämmstoff schützt zwar nur bedingt gegen klirrende Kälte oder extreme Hitze, sorgt aber für ein langsameres Auskühlen bzw. Aufheizen des Fahrzeugs und vor allem schränkt die Isolierung Kondenswasserbildung am Blech des Fahrzeugs sehr ein. Ganz verhindern lässt sich die Bildung von Kondenswasser nicht, denn es entsteht durch die Feuchtigkeit in unserer Atemluft. Kondenswasser, welches sich auf den Glasflächen der Fenster bildet, kann leicht abgewischt oder mit Lüften reduziert werden. 

Pro-Tipp: Auf den Dämmstoff klebt Nick am Dach noch einen 3 mm starken KFZ-Filz. Dieser Filz sorgt für ein angenehmes Raumklima und ist äußerst robust. Beim Innenausbau geht der Profi von unten nach oben vor – gestartet wird mit der Bodenplatte. Nick nimmt hierfür eine normale Multiplexplatte. Im Nachhinein gesehen bereut er diese Entscheidung aber und empfiehlt eine wasserfeste Siebdruckplatte. 

Doch bevor der eigentliche Möbel- und Innenausbau beginnen kann, wurden alle Hohlräume und Falze im Fahrzeuginneren mit einem Korrosionsschutzfett behandelt, um dem heimlichen und versteckten Rost an der Karosserie entgegenzuwirken.

So schafft man Platz für Möbel

Ein heikles Thema, die Befestigungspunkte für die Möbel im Fahrzeug. Hier gibt es zahlreiche Optionen, Nick hat sich für eine gut revisionierbare Lösung entschieden: Blindnietmuttern. Diese werden mit einer Blindnietmutternzange gesetzt und bilden in einem Bereich, der nur von vorne zugänglich ist, ein Gewinde für gängige M-Schrauben (M4, M5, M6, usw.) aus.

Für die Möbel nimmt Nick als Baumaterial Pappelmultiplex, weil die Holzplatten robust und trotzdem sehr leicht sind. Jedes Kilogramm, das bei den Möbeln eingespart werden kann, kostet später weniger Treibstoff und erhöht die Möglichkeit mehr Gepäck mitzunehmen.

Gestartet wird mit den Sitzbänken. Diese sind vom Grundkörper verhältnismäßig einfach zu konstruieren und sind damit ein guter Einstieg in den Innenausbau. Für die Klappenverschlüsse werden versenkbare Scharniere gewählt. Der Aufwand, die Scharniere passgenau im Holz zu versenken, ist zwar groß, aber dafür bleibt später auf dem kleinen Raum niemand an vorstehenden und scharfkantigen Bauteilen hängen. 

Nun geht es an die Rückenlehne und Wandverkleidung. In der Rückenlehne werden zwei Staufächer integriert, die den Hohlraum in der Karosserie optimal ausnutzen. Als besonders knifflig stellt sich die Wandverkleidung des Defender heraus. Die Ausschnitte für die Fenster erfordern sehr viel Geduld und Fingerspitzengefühl. Nachdem alles passt, bezieht Nick den Bereich der Wandverkleidung um die Fensterflächen herum ebenfalls mit dem grau melierten KFZ-Filz. 

Nick weiß, jetzt ist Geduld und Genauigkeit gefragt. Der flachere Teil der Küche wird durch den Einbau der Spüle in die Arbeitsplatte, des Wassertanks und des Klapptisches die vielleicht schwierigste Aufgabe beim gesamten Camper-Projekt. Der Klapptisch ist gleichzeitig der Verschluss des Staufaches für die Küchenutensilien und verschwendet, wenn er nicht gebraucht wird, auch keinen wertvollen Raum. Aufgeklappt wird er mit Regalhaltern unterbaut und ist dann mit ca. 50 kg belastbar

Eine 12V Tauchpumpe pumpt das Wasser beim Aktiveren des Wasserhahns vom Tank, der in einer Schublade sitzt, ins Spülbecken. Nick hat vor die Spüle im Fahrzeug eher nur im Winter zu nutzen, deswegen reichen die 12 Liter Wasser im Innenraum völlig aus. Eine zusätzliche Option ist ein Wassertank außen am Fahrzeug. Beim Defender ist hier noch Platz für weitere 60 Liter.

So verbaut man eine Küche im Defender

Der Hochschrank ist eigentlich kein schwieriger Baukörper, wird aber durch die Integration der Kompressor Kühlbox, die auf Schubladenschienen herausgezogen werden kann, dann doch noch zu einer richtig großen Herausforderung. Deswegen zahlt sich eine genaue und detaillierte Vorplanung aus. Über der Kühlbox hat noch ein offenes Staufach Platz, dessen Inhalt von Expanderseilen am Herausfallen gehindert wird. 

So sorgt man für die perfekte Stromversorgung

Um wirklich autark zu sein, benötigt Nick auf seinen Reisen neben ausreichend Wasser natürlich auch Strom. Nicht nur die Kühlbox, auch die Standheizung, aber auch Kamera, Handy und Laptop brauchen Strom. Um Energie zu gewinnen, hat er zwei Lösungen parat. Die erste Energiequelle ist der Motor des Defenders, der während der Fahrt über die Lichtmaschine die Starter- und Verbraucherbatterie im Fahrzeug kontinuierlich lädt. Lässt er sich wo nieder und bewegt das Fahrzeug einige Tage nicht, dann versorgt ihn ein 160 WP Solarpanel auf dem Dach mit reichlich Energie. 

Coming soon: der erste Praxis-Test

Im nächsten Bericht testet Nick seinen Defender „Sir Henry“ auf Herz und Nieren und unternimmt mit ihm einen besonderen Roadtrip.

Nick bloggt auf seiner Website www.endlos-freisein.com und auf Instagram regelmäßig über seine Erlebnisse und Erfahrungen rund um den Defender und das Reisen im Camper. In der kleinen Manufaktur in Südhessen baut Nick gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Philipp individuell auf den Kunden zugeschnittene Reisemobile aus.    

Fotos Copyright: Nick Haydn & Jana Dömling.

Gleichzeitig baut Quereinsteigerin Simone ihren Ford Transit, der mal als Firmenfahrzeug diente, als Camper um - alles in Eigenregie mit viel Gedulg und Liebe. Im Fokus immer ihre Berg-Abenteuer.