• 16. - 19. Januar 2025
  • Messe Wien

Tipps vom Profi: Junger Odenwalder baut Land Rover Defender 110HT zu Camper um

Mit seiner "Endlos-Freisein-Manufaktur" hat sich Nick Haydn in der Land Rover Defender-Szene bereits einen Namen gemacht. In einer mehrteiligen Reportage begleiten wir den jungen Odenwalder, wie er aus dem Geländewagen einen rollenden Luxuscamper macht.

Unabhängig durch die Welt zu bummeln ist der Wunsch vieler Reisenden. Wohnwägen und Wohnmobile machten den Anfang, doch jetzt beginnt eine neue Ära. In den letzten Jahren haben sich viele den Traum eines kompakteren Reisebegleiters erfüllt und daraus einen richtigen Trend geschaffen – das sogenannte „Van Life“. Schlafen, wo man will, essen wann man will und fahren wohin es einen zieht ist eine ganz besondere und intensive Art Länder zu entdecken. Es gibt wohl keine bessere Art der Natur so nahe zu sein. Doch den richtigen fahrbaren Untersatz zu finden ist gar nicht so einfach. Zuerst sollte man sich überlegen, ob man in ein abfahrbereites Fahrzeug investiert oder doch ein Straßengefährt in Eigenregie auf die persönlichen Bedürfnisse anpasst. Um euch einen Einblick in das “Van Life” zu geben, haben wir Nick Haydn beim Umbau seines Land Rover Defenders über die Schulter geschaut und uns praktische Tipps vom Profi geholt. In einer mehrteiligen Reportage begleiten wir den jungen Odenwalder vom Kauf über den Umbau bis hin zu seinem ersten Defender-Trip. Und für jene, die eher Richtung Bus tendieren: Bergebezwingerin Simone hat sich vor kurzem ihren ersten Camper gekauft und nimmt uns bei ihrem Umbau mit.

Nick Haydn mit seinem selbst umgebauten Land Rover Defender.

 

Der junge Odenwalder genießt das "Van Llife" seit seiner Kindheit.

Camper seit der ersten Minute

Seine Leidenschaft fürs Campen, wurde dem 30-jährigen Nick Haydn quasi in die Wiege gelegt. Noch bevor der 30-Jährige Odenwalder seine ersten Schritte machen konnte, war er im ausgebauten Ford Transit seiner Eltern mit dabei. Mit 18 Jahren hielt er seinen Führerschein in der Hand und durfte dann selbst das schon etwas in die Jahre gekommene, leicht reparaturbedürftige Gefährt lenken. Ein Moment, der wohl den ersten Grundstein für seine “Endlos-Freisein-Manufaktur" legte. Denn heute hat er sich auf den Ausbau von Land Rover Defender spezialisiert und das mit Erfolg.   

Am Anfang war der knallrote Renault Kangoo

Noch vor seinem ersten Land Rover Defender war es ein knallroter Renault Kangoo, den Nick mit Mitte 20 umbaute. Der Ausbau war funktional, komplett ohne Elektronik aber dafür mit einigen kreativen Möbellösungen. Nice Fact am Rande: Nick ist studierter Architekt. Auch räumliches Denken liegt dem Odenwalder also im Blut. Wohl kein Nachteil. Mit dem knallroten Mini-Camper gings übrigens schon nach Südtirol und bis an die Cote d’Azur.  

Nach ein paar Jahren in seinem ersten umgebauten Camper wurde es Zeit für ein neues Projekt. Ein Renault Kangoo sollte es nicht mehr werden. Doch welches Fahrzeug sollte es werden? Was passt zu einem jungen, abenteuerlustigen Hands-On-Autobastler? Für die Neulinge im “Van Life”-Genre hat Nick hier einen besonderen Tipp: „Das richtige Basisfahrzeug findest du kaum auf Instagram, Pinterest oder Youtube”, so der Odenwalder. Vorsicht vor den vielen schönen Bilder und beeindruckenden Ausbauten, sie wecken nur eine vermeintliche Begehrlichkeit. Das richtige Fahrzeug findet man in der Praxis. „Verlasse deine Komfortzone und stürze dich ins Abenteuer“, rät Nick. Für ihn kann fast jedes Gefährt mit vier Rädern ein Camper sein. „Schnappe dir ein Auto, wirf eine Matratze, ein paar Lebensmittel und Kleidungsstücke hinein und fahre einfach los“, sagt Nick mit einem Augenzwinkern, denn für ihn war es schlussendlich nicht irgendein Auto. 

Fragen, die du dir beim Kauf eines Basisfahrzeugs für dein künftiges “Van Life” stellen solltest, damit du die riesige Auswahl einschränken kannst.

·        Bist du fast immer draußen oder hast du gerne einen geräumigen Rückzugsort?

·        Benötigst du Stehhöhe und eine Indoor-Küche?

·        Willst du im Winter verreisen?

·        Welchen Komfort brauchst du in deinem Sanitärbereich?

Dann spielt natürlich auch das Budget und die mechanischen und technischen Fähigkeiten eine große Rolle. Handwerkliche Begabung, Spaß etwas zu reparieren oder zu verbessern sollten beim Umbau die Grundvoraussetzung sein, rät Nick. 

Ferne Ziele? Dann setz auf ein Auto mit viel Mechanik und wenig Elektronik

Ein letzter eventuell wichtiger Aspekt bei der Fahrzeugwahl ist der Entfernungsradius der geplanten Reisen. “Gute Mechaniker gibt es auf dem gesamten Erdball, die moderne Technik aus Mitteleuropa ist allerdings noch nicht in allen Ecken dieses Planeten angekommen”, so Nick.  Ein Fahrzeug mit wenig Elektronik und hauptsächlich mechanischen Lösungen kann beim Entdecken von weit entfernten Kulturen und Orten von Vorteil sein, rät er weiter. 

Nick’s Wahl eines Land Rover Defender 110HT

Nick kam für sich persönlich zu dem Ergebnis, dass seine Reiseroute nicht dort enden sollte, wo der Asphalt aufhört, viel mehr sollte da das Abenteuer erst richtig beginnen. Das Resultat: ein geländegängiges, allradgetriebenes und mit großzügiger Bodenfreiheit ausgestattetes Fahrzeug. Die Entscheidung fiel auf einen Land Rover Defender 110HT. “Defender fahren ist wie Automobilgeschichte zum Anfassen”, schwärmt Nick. Mit einer relativ einfachen Technik, einer Karosserie in Modulbauweise, einer riesigen Community im Hintergrund und dem Charme, der in 70 Jahren kaum veränderten kantigen und eckigen Form, eroberte dieser Geländewagen auch Nicks Garage. 

Ein neues Projekt beginnt: “Sir Henry”

„Sir Henry“, wie Nick seinen Defender nennt, war zehn Jahre lang im Dienst eines Hausmeisterservices tätig. “Da war es höchste Zeit, diesem kultigen Geländewagen ein neues abwechslungsreicheres Leben als Reisemobil zu schenken”, scherzt Nick. Bevor der Umbau zum Camper allerdings richtig beginnen konnte, musste der Allradler erst mal auf Vordermann gebracht werden. Im „learning by doing“ -Stil hatte der junge Odenwalder begonnen alles aus dem Fahrzeug auszubauen und alle Schwachstellen auszumerzen.  

 

Schritt 1: Die Bodenbleche

“Wer Defender fährt muss leidensfähig sein”, scherzt Nick heute. In diesem Satz steckt aber auch viel Wahrheit. Denn “Sir Henry” war kein einfaches Projekt. Los ging’s mit den Bodenblechen. Gemeinsam mit seinem Bekannten und mittlerweile Geschäftspartner Philipp Ehrhardt wurden zuerst die Bodenbleche herausgenommen, der Rost entfernt und die Bleche mit neuer Dichtung wiedereingesetzt. 

 

Schritt 2: Der Unterboden, eine Standheizung & Fenster

Der gesamte Unterboden wurde abgeschliffen und die Hohlräume mit Unterbodenschutz- bzw. Fett konserviert. Eine Standheizung fand ihren Platz im Fahrzeug und macht es dadurch möglich, auch in der kalten Jahreszeit unabhängig unterwegs zu sein. In den geschlossenen LKW-Aufbau (Hardtop) schnitten die beiden drei große Löcher und bauten darin Schiebe- und Klappfenster ein. Ein Arbeitsschritt, der Nick noch heute manchmal die Nackenhaare zu Berge stehen lässt. “Wir haben einfach Löcher in mein Auto geschnitten, man schneidet normalerweise keine Löcher in ein Auto”, so der Autobastler. Aber seine Vorstellungen für den Innenausbau waren inzwischen „gereift“ und dafür brauchte es als allererstes Fenster. 

Vorschau auf den nächsten Beitrag

Die Basis für den Innenausbau war geschaffen. Im nächsten Schritt geht es um die Planung und das Konzept des Innenausbaus und da ist Nick als Architekt definitiv auf seinem Fachgebiet unterwegs. Doch dazu mehr in unserer nächsten Reportage.

Nick bloggt auf seiner Website www.endlos-freisein.com und auf Instagram regelmäßig über seine Erlebnisse und Erfahrungen rund um den Defender und das Reisen im Camper. In der kleinen Manufaktur in Südhessen baut Nick gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Philipp individuell auf den Kunden zugeschnittene Reisemobile aus.    

Fotos Copyright: Nick Haydn