• 16. - 19. Januar 2025
  • Messe Wien

Solo-Travel: Mit einem One-Way-Ticket alleine um die Welt

Nicole hat ihr Leben in Wien aufgegeben, um die Welt zu erkunden. Ohne Plan und ohne Rückflugticket. Und das ganz allein. Was sie dafür hinter sich lassen musste und wie ihre Reise bis dato verläuft, hat sie uns in einem Gespräch verraten. 

Alleine zu reisen ist eine der besten Möglichkeiten, sich selbst besser kennenzulernen, herauszufordern und vor allem zu wachsen. Solo-Travel bedeutet, du ganz allein entscheidest, wann, wo und wie. Genau dieses Konzept reizte Nicole. Nicole ist 28 Jahre jung, kommt aus Wien, absolvierte dieses Jahr ihren Master in Arbeits- und Organisationspsychologie und ist verdammt mutig, wenn ihr uns fragt. Denn die junge Frau ist seit 2 Monaten alleine in Europa unterwegs. Warum sie sich dafür entschieden hat ohne Begleitung zu reisen und welche Vorteile Solo-Travel für sie hat, das verrät sie uns bei einem Gespräch.

Wenn nicht jetzt, wann dann? 

Unabhängig, single und abenteuerlustig: Wenn nicht jetzt, wann dann? Genau vor dieser Frage stand Nicole Anfang des Jahres. Der Druck der Gesellschaft, sich in den mid-twenties bereits in einer intakten Beziehung zu befinden und an Kinderplanung zu denken, divergierte mit Nicoles Vorstellung von ihrem aktuellen Leben. Die junge Wienerin hat im Moment weder Partner noch Interesse an einer Familiengründung und hält außerdem von gesellschaftlichen Normen relativ wenig. Sie sehnte sich schon immer danach, nach ihrem Studium langfristig auf Entdeckungstour zu gehen. Der Moment für eine Weltreise könnte also nicht passender sein. 

 

Wie alles begann 

Bevor Nicoles Reise startete, mussten noch einige Dinge in ihrem Leben in Wien erledigt werden. 27 Jahre lang lebte sie in einem Reihenhaus, zuerst mit ihren Eltern und dann alleine, welches sie nun verkaufen musste, um sich ihren wohl größten Traum zu erfüllen. Natürlich fiel diese Entscheidung nicht leicht, doch die junge Wienerin wusste genau, was sie will und was sie in Folge auch dafür tun müsse. Die Entscheidung, ihr Leben in Österreich aufzugeben, wurde nicht unüberlegt getroffen. Der Lockdown gab ihr genügend Zeit, um sich ihren Wünschen klar zu werden und um ihre Gedanken neu zu ordnen. Nachdem das Haus verkauft und der Job gekündigt war, stand Nicole eigentlich nichts mehr im Wege. Also: Los geht’s!

© Nicole Rauscher

Seit nun zwei Monaten erkundet Nicole allein die Welt. Und wir dürfen die junge Frau auf ihrem Abenteuer begleiten.

© Nicole Rauscher 

In Portugal begann ihre Reise. Acht Tage lang schnupperte Nicole hier Solo-Traveller-Luft.

Wo alles begann

Ihre erste Destination war die iberische Halbinsel. Entlang der Algarve schnupperte sie acht Tage lang Solo-Traveller-Luft und schon relativ schnell merkte sie: Ich bereue nichts! Nach Portugal stand Sevilla als nächste Destination auf ihrer Liste. Günstig und bequem ging es für sie mit dem Bus nach Spanien. Da Sevilla eine teure Stadt ist, buchte sie sich für zwei Tage ein Zimmer im Hostel. Wie lange sie an einem Ort bleibt, entscheidet Nicole stets spontan. Flexibilität hat bei dieser Reise immer oberste Priorität. Dort, wo es sich für sie gut anfühlt, dort bleibt sie auch. Der Weg führte sie also nach zwei Tagen Sevilla weiter nach Malaga, wo sie sich nun seit 5 Wochen aufhält – das Gefühl scheint hier also zu stimmen. 

Out of the comfort zone 

Schon in Wien hat sich Nicole die Dating-App „Tinder“ heruntergeladen. Es kamen kaum Dates zustande und sie nützte die App mehr als Zeitvertreib, als ein Mittel um die wahre Liebe zu finden. Doch Nicole nahm sich eine Sache vor: Offen zu sein. Offen für neue Bekanntschaften, offen für neue Kulturen und offen für alle Abenteuer, die vor ihr liegen. In Malaga lernte sie über Tinder einen Mann kennen, bei welchem sie nun seit ihrer Ankunft Unterschlupf fand. Nicole hat ihn, bevor die Entscheidung fiel zusammen zu wohnen, noch kein einziges Mal gesehen. „Es hätte eigentlich auch voll schiefgehen können, aber es hat super geklappt.“ Ob es noch zu einer Lovestory kommt, lässt Nicole offen. 

Wie sieht es mit der Einsamkeit aus?

„Ich gewöhnte mich eigentlich schon während dem Lockdown daran, viel Zeit mit mir selbst zu verbringen.“ Die junge Wienerin ist ein Mensch, der die Zeit mit sich selbst genießt. Lesen, Podcasts hören oder eine Runde Spazieren gehen, all diese Dinge tut sie am liebsten allein. „Bis jetzt hatte ich auf meiner Reise noch kein Gefühl von Einsamkeit verspürt. Im Gegenteil: Ich fühle mich unabhängig und verspüre keinen Druck, es jemandem Recht machen zu müssen.“ Auf ihrer Reise versucht sie, ihre eigenen Bedürfnisse an erster Stelle zu platzieren und tagtäglich auf ihr Bauchgefühl zu hören. Wenn sich Nicole nach Gesellschaft sehnt, dann, so verriet sie uns, macht sie sich auf den Weg zum nächsten Strand oder in die Stadt. Wenn man allein unterwegs ist, kommt man schnell ins Gespräch mit fremden Leuten. 

Trotz Distanz Freundschaften pflegen

Natürlich vermisst die junge Abenteurerin oft ihre Freunde in Wien. Aber aufgrund von diversen Möglichkeiten online zu kommunizieren, wie Whatsapp, FaceTime und Co. fällt es sehr leicht, den Kontakt zu ihren Liebsten zu halten und zu pflegen. „Es ist ähnlich wie im Lockdown, da hat man sich auch nicht gesehen, aber war gefühlt ständig im Austausch, so ähnlich ist es jetzt auch“. 

© Nicole Rauscher 

Mittels Whatsapp, FaceTime und Co. hält Nicole Kontakt zu ihren Liebsten. Aber natürliich werden auch Postkarten geschrieben und versendet. 

Hindernisse überwinden und über sich selbst hinauswachsen

Wer ohne Begleitung reist, muss sich mit Sprachbarrieren auseinandersetzen, muss sich selbst in einer wildfremden Stadt zurechtfinden und ist in schwierigen Situationen nur auf sich selbst angewiesen. Als Alleinreisende lernst du früher oder später Entscheidungen allein zu treffen. Doch all diese Situationen, die dir vielleicht schon beim Lesen Angst machen, helfen dir auch, über dich selbst hinauszuwachsen. Eine große Portion Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein gibt es on top. 

Alleine Reisen als Frau

Nicoles Tipp an alle weiblichen Solo-Traveller: Augen immer offenhalten und nicht zu naiv sein. Natürlich sollte man nicht die ganze Zeit Angst haben, wenn man ohne Begleitung unterwegs ist. In ständiger Angst leben, führt zu nichts, außer zu innerlicher Unruhe. Nicole verwendet oft Apps, die Solo-Travellern die Möglichkeit bieten, sich hilfreiche Tipps für die jeweilige Destination zu holen, ein Gefühl für Land und Leute zu bekommen und außerdem hilft, um sich in der Alleinreisenden-Community zu vernetzen. Tourlina (welche nur für Frauen ist) und SoloTraveller sind zwei davon. Auch zahlreiche Facebookgruppen bieten eine ideale Plattform zum Austausch Gleichgesinnter. 

Solo-Travel To-Do‘s

Journaling: Die wohl beste Möglichkeit Reiseeindrücke zu konservieren. Im Nachhinein wirst du dankbarsein, deine Erinnerungen mit allen Höhen und Tiefen nochmal Revue passieren lassen zu können. „Auch wenn Reisen irgendwann zum Alltag wird, wenn man lange Zeit unterwegs ist, erlebst du trotzdem jeden Tag andere Dinge und Eindrücke, die mit der Zeit vergessen werden.“ Wäre also schade, wenn das Erlebte in Vergessenheit geriet. Daher Nicoles Tipp: Jeden Tag aufschreiben, was man erlebt, gefühlt und gesehen hat. 

Zukünftige Reiseziele 

Eigentlich wollte Nicole ihre Reise auf Bali starten. Doch Corona hat ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie entschied sich daher für einen „soften“ Einstieg in Europa. Dennoch ist die Insel in Indonesien für sie noch ein favorisiertes Reiseziel. Im Frühjahr, wenn in Europa wieder die Temperaturen steigen, möchte sie auch unbedingt auf die Insel Milos, welche zwischen Santorini und Mykonos liegt. Außerdem schließt die junge Wienerin auch einen kurzen Boxenstopp in den USA in Erwägung. Wie begleiten sie weiter! 

Reiseimpressionen (ACHTUNG: Fernweh garantiert!)